Bei dem Portosystemischen Shunt handelt es sich meist um eine angeborene Missbildung. In seltenen Fällen kann durch eine Lebererkrankung auch die erworbene Form auftreten. Normalerweise strömt das Blut aus den Bauchorganen durch die Leber um dort "entgiftet" zu werden, bevor es über das Herz im Körper verteilt wird. Bei Tieren mit einem Lebershunt wird die Leber durch ein Gefäß umgangen und ein unterschiedlich großer Anteil des Blutes gelangt ohne Entgiftung in den Kreislauf.
Hierdurch kommt es zu verschiedenen Symptomen, die meistens (aber nicht immer!) schon im Welpenalter auffallen. Tiere mit Portosystemischem Shunt sind oft kleiner als ihre Wurfgeschwister. Sie können Verhaltensänderungen, Speicheln, Krämpfe, Erbrechen, Harnwegserkrankungen, Blindheit oder Abmagerung zeigen, oder auch nur durch Trägheit auffallen. Es können auch andere Symptome auftreten. Da die in fleischhaltiger Nahrung enthaltenen Substanzen (Aminosäuren) zu einer besonders starken Anreicherung von schwer verträglichen Stoffen im Blut führen, verbessert sich der Zustand der Tiere meistens, wenn auf fleischhaltige Nahrung verzichtet wird.
Sollte Ihr Jungtier diese oder ähnliche Symptome zeigen, sollte unter anderem auch auf einen Lebershunt untersucht werden. Die Diagnose wird in der Regel durch Laboruntersuchungen sowie Ultraschall- und Röntgenbilder gestellt. Die Therapie besteht meistens in einer Operation mit dem Ziel, das abnorme Gefäß zu verschließen. Wenn das Gefäß erfolgreich verschlossen werden kann, bestehen gute Chancen, dass die Tiere ein normales Lebensalter erreichen und eine normale Ernährung vertragen.
Abb. 1: Seitliche Fluoroskopische Röntgenaufnahme nach Gabe eines Röntgenkontrastmittels in eine Darmvene. Die Leber (ovaler schraffierter Bereich) wird durch ein portocavales "Shuntgefäß" (Pfeil) umgangen.
Abb. 2: Aufnahme des gleichen Tieres in der Aufsicht
Abb. 3: Aufsicht nach vorübergehendem Verschluss des Shuntgefäßes. Die Leber wird schlecht durchblutet, aber ein Pfortaderkreislauf ist darstellbar (rechteckiger schraffierter Bereich).
Abb. 4: Patient in der zweiten Operation, vier Wochen nach Einengung des Shuntgefäßes. Die Leberdurchblutung ist deutlich verbessert, das Shuntgefäß kann verschlossen werden.
Abb. 5: "Ameroid-Konstriktor" zum langsamen Verschluss von Shuntgefäßen. Die Substanz innerhalb des Metallringes dehnt sich durch die Feuchtigkeit im Bauchraum aus. Der Metallring verhindert eine Ausdehnung nach außen, wodurch sich der Konstriktor nach innen schließt.
Abb. 6: Intraoperatives Foto eines Patienten mit Portosystemischem Shunt (*). Das Shuntgefäß liegt in diesem Fall außerhalb der Leber