Gelenk-Arthoskopie bei junger Tierparkwölfin

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Ein Metallstückchen – neun Millimeter lang und 3 mm breit – das ist die Ursache für die Lahmheit der jungen Wölfin Ilvy (8 Monate) aus dem Heimattierpark Olderdissen (Bielefeld). Das Metallteil sitzt im Inneren des linken Beines am Ellbogengelenk. Unfassbar für alle.

An der Diagnose besteht kein Zweifel. Dr. Kristina Loth, Oberärztin für bildgebende Diagnostik und Anästhesie der AniCura Tierklinik Bielefeld untersuchte die junge Fähe im CT (Computertomographen).
Die Ursache der Lahmheit herauszufinden, das geht nur in Narkose. Ein Risiko, besonders für ein Wildtier, das sensibler reagiert als unsere Haustiere. Ein Grund dafür zunächst abzuwarten. Cheftierpfleger Markus Hinker: „Es kann vorkommen, dass sich ein Wolf „vertritt“ oder einen Muskel zerrt. Das bessert sich dann aber nach einigen Tagen.“

Anders bei Ilvy: Die junge Wölfin, die mit ihrer Schwester und den Eltern im Heimattierpark Olderdissen im Rudel lebt, humpelte seit Wochen, und es wurde nicht besser, sondern immer schlimmer. Klar war: Es musste etwas geschehen. Mit einem Betäubungsgewehr wurde die Wölfin im Gehege in Narkose gelegt (Hellabrunner Mischung) und in einer Transportkiste in die Bielefelder Tierklinik gebracht. Hier war der erste Schritt, dem Tier einen Venenzugang zu legen, die Narkose zu stabilisieren. Dann schoben die Tierärzte Ilvy ins CT.

Die Diagnose überraschte die Tierärzte und das Tierpark-Team. Keiner konnte sich erklären, wie und wann das Metallstückchen in Ilvys Bein geraten war. Weder äußerliche Verletzungen noch eine Narbe waren erkennbar.
Das zeigte sich klar, als Ilvys Bein rasiert wurde für einen Eingriff, der noch einmal eine Stunde dauern sollte. Eine Untersuchung mit dem Arthroskop. Sowohl eine Möglichkeit zur Diagnostik als auch zur Therapie. Hier kann der Tierarzt mit Hilfe der Schlüsselloch-Chirurgie ins Gelenk schauen und auch behandeln. Für diese Untersuchung reichen zwei winzige, kaum sichtbare Schnitte aus.

Klinikleiter Dr. Klaus Flaig leitete die Arthroskopie. „Während der Gelenkspiegelung konnte kein Fremdkörper gesehen werden. Deshalb gehen wir nach der CT-Befundung und der Arthroskopie davon aus, dass der Metallkörper im Zuge des Knochenwachstums in den Knochen incorporiert wurde“. Das Metallteil ist quasi „eingewachsen“. Das bedeutet – so der Tierarzt: „Der Fremdkörper muss nicht entfernt werden“.
Ursächlich für Ilvys Beschwerden: Nach dem Eindringen hat das Metallteilchen entzündliche Veränderungen im Gelenk verursacht. Die Folge: Eine Ellbogendisplasie (Coronoidpathologie) und arthrotische Veränderungen, die den Knorpel schwer schädigen. Dr. Flaig: „Hier reibt sich jetzt Knochen an Knochen. Die Wölfin muss starke Schmerzen haben.“

Ein Knochenfortsatz im Gelenk (Processus coronoideus) hatte sich zudem gelockert. Hier konnte der Tierarzt während der Arthroskopie helfen, den losen Knochenfortsatz entfernen. Die Arthrose kann niemand stoppen oder aufhalten. Den Eingriff und die Narkose hat Ilvy gut überstanden. In ihrer Transportkiste durfte sie langsam aufwachen und den Heimweg antreten.